Mittwoch, 1. Juni 2011

SHARK ATTACK… Or: Neopinkeln not allowed!

Jetzt bin ich mal gespannt wieviele Leute durch googeln auf dem Blog landen werden, wenn ich die drei Begriffe hintereinander nennen werde: Sharks Surfing Durban. Falls wirklich einer dadurch hier gelandet ist, bitte ein Kommentar hitnerlassen! :)

Haie sind nicht unbedingt der erste angenehme Gedanke, wenn man an Meer, Sonne, Strand und Surfen denkt. Vor allem nicht in Südafrika oder Australien. Blöderweise hat auch noch fast jeder den Film “Jaws” von Steven Spielberg gesehen (der hat sogar 8.3 Punkte bei IMDB bekommen…). Der hilft ungemein die Paranoia vor den Tieren im Wasser zu verringern…
Prinzipiell gibt es bei diesem Thema gerade in Durban eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute ist, dass unter ca. 460 bekannten Haiarten nur wenige davon für den Menschen, speziell den Typen auf dem Brett im Wasser, gefährlich werden können. Zu diesen wenigen “gefährlichen” Haiarten zählen der Bull oder Zambezi Shark, der Tiger Shark, der Great White und der Ragged tooth Shark. Die schlechte Nachricht ist nun, dass gerade diese vier Arten hier in Durban auch zu finden sind! Also man hat sogar noch die Qual der Wahl von welchem Hai man gerne angeknabbert werden möchte, wenn man schon gebissen wird. Bei diesen Aussichten vergeht einem schnell die Lust in die super Wellen hier zu springen. Aber die Realität sieht wieder mal ganz anders aus…
Bevor ich nach Durban gekommen bin, habe ich mir schon den einen oder anderen Gedanken darüber gemacht. Aber seid dem ich hier bin hab ich so ungefähr gar nicht mehr daran gedacht, dass es hier ja wirklich zu Haiattacken kommen könnte. Der Grund warum man schnell diese Angst wieder verliert ist einfach:
  1. Es sind sau viele Menschen im Wasser und
  2. die Stadt Durban ist sehr darum bemüht, dass wirklich nichts passiert.
Wahrscheinlich ist es besser für den Tourismus wenn man damit wirbt, dass nichts passiert als, dass in den Medien über wöchentliche Attacken auf dicke, europäische Touristen mit Wollsocken und Birkenstock berichtet wird. Die Stadt Durban hat schon vor 50 oder 60 Jahren damit begonnen das Risiko einzudämmen. Mit der Zeit hat sich dabei eine Organisation gebildet, die sich “KwaZulu-Natal Sharks Board” nennt. Diese kümmert sich um alles was mit Haien, Schutz für den Menschen und Aufklärungskampagnen usw. zu tun hat. Als bis dato wirkungsvollsten Schutz wurden sogenannte “Shark Nets” im Jahr 1952 von dieser Organisation eingeführt. Diese sind ca. 400m vor dem Strand im Wasser installiert, ca. 214m lang und 6m tief. Deren Zweck ist einfach und erschreckend zu gleich: “Catch and Kill”. Also alles was sich darin verfängt stirbt auch sehr wahrscheinlich. Wer mehr darüber wissen möchte schaut am besten auf deren Homepage! Ist wirklich interessant.
Seit der Installation dieser Netze gab es bis heute an der Küste von Durban keine nennenswerte Zwischenfälle mehr. Davor sind 9 Menschen in 9 Jahren (zwischen 1943 und 1952) tödlich verletzt worden. Allerdings wurden dafür um so mehr Haie getötet, wodurch die Populationen um Durban sehr stark dezimiert wurden. Deshalb werden neue Methoden erforscht um diese Netze zu ersetzen, wie z.B. leichte Elektroschoks.
Die bereits installierten Netze werden täglich kontrolliert. Auf dem Bild sieht man ein Boot des KZN Shark Boards mit den Männern im roten Overall, die das Netz leicht aus dem Wasser heben und bei starkem Zug am Netz merken, ob sich was verfangen hat. Wenn ja, wird das tote Tier ins Boot gehieft und für Forschungszewecke an die Station gebracht. Das Foto habe ich während einer angebotenen Tour gemacht, bei der einem alles über diese Hainetze erzählt wird. Mit dem Ticket kann man auch zur Forschungsstation des Shark Boards nördlich von Durabn gehen und bei einer Obduktion eines Hais zuschauen. Das konnte ich mir nicht entgehen lassen und bin daher mit den anderen mal hingefahren. Das Bild vom angebissenen Surfbrett oben habe ich übrigens bei dieser Station gemacht. Dieser Surfer wurde wurden von einem Zambezi Shark angegriffen. Keine schlechte Wahl würde ich sagen...
An dem Tag wurde ein Hammerhai obduziert. Mein erster Hammerhai überhaupt, den ich gesehen habe. Leider tod bei dieser Gelegenheit. Aber dennoch interessant. Beim aufschneiden wurde uns das Herz, der Darm und die Leber einzeln "vorgestellt". Stinkt auch ganz schön deftig so ein toter Hai. Interessanterweise wird der Urin - um mal wieder auf das Thema zurückzukommen wegen dem ich eigentlich hier bin - über die Haut ausgeschieden. Also könnte die Urinseparierung hier schwierig werden. Wahrscheinlich denken Haie auch nicht wirklich oft über Düngerproduktion nach…
Nach all den Fakten und Informationen ist es noch sehr interessant zu betrachten wie gross denn nun das Risiko ist von einem Hai an gekaut zu werden im Vergleich zu den restlichen Gefahren des Lebens. Folgende Zahlen stammen aus einer wichtigen Pflichtlektüre für Südafrika – Surfing South Africa – die wiederum ihre Daten von Sharklife.co.za haben. Sie beschreiben Todesfälle durch verschiedenste Ereignisse pro Jahr:

Giftschlangen
(so eine wie ich sie gefangen habe!!! ;-) )
15
Blitzschlag
200
Ertrinken
408
Tod durch Verbrennungen
871
Autounfall
10 000
Ermordet
20 000
Rauchen
29 000
Aids
370 000 (wahr. mehr!)
Haie (in den letzten 25 Jahren)
7

Das lasse ich jetzt mal ohne großes Kommentar so stehen. Aber der Mensch wäre nicht der Mensch, wenn er nicht trotzdem Schiss vor einer sehr unwahrscheinlichen Gefahr hat (natürlich auch durch gewisse Filme wie JAWS… zefix!). Deswegen jetzt ein paar wichtige Verhaltensregeln um das Risiko durch eigenes Verhalten zu minimieren (stammen ebenfalls aus der Pflichtlektüre):
  • nicht im trüben Wasser in der nähe von Fischern, Kläranlagenauslässen und Flussmündungen surfen
  • nicht unbedingt eine halbverweste Robbe beim raus paddeln auf den Kopf binden
  • nicht bei Sonnenaufgang oder -untergang surfen gehen (in dieser Zeit sind Haie am aktivsten)
  • nur in Gegenden wo Sharkspotter sind surfen (habe bis jetzt noch keine gesehen)
Wenn man es aber dennoch schafft einen Hai beim surfen zu treffen, erstmal: Herzlichen Glückwunsch! Derjenige hätte wahrscheinlich auch im Lotto gewinnen können. Da dies demjenigen aber in dem Moment nicht viel hilft, hier noch ein letzter Tipp aus dem Buch: take it easy und verhalte dich nicht gleich wie ein Beutetier! Das bedeutet konkret: werde nicht hysterisch, paddel nicht wild in der Gegend rum und vor allem piss NICHT gleich in den Neo! Das machen anscheinend Beutetiere im Schock Moment… auch Neopinkeln allgemein kommt nicht gut an, weil das die Aufmerksamkeit der Haie generell weckt. Echt kacke, weil Neopinkeln manchmal schon angenehmen ist… In Schottland ist es auf alle fälle kein Problem! Also statt sich wie Beute zu verhalten sollte man genau das Gegenteil machen: cool bleiben, vielleicht vom Brett runter, dem Hai entgegen schwimmen und dabei immer genau fokussieren, dann behandelt er einen ebenbürtig… und frisst einen hoffentlich nicht gleich. So einfach ist es!
Wer sich ein Beispiel nehmen möchte, schaut sich das Video HIER mal an. Der sogenannte “Sharkman” lässt sich von einem Great White an der Rückenflosse hinterherziehen.
So, ich hoffe ihr konntet nun einen kleinen Einblick in dieses Thema gewinnen und hattet vielleicht auch ein wenig Spass dabei! 
Jetzt ist Schluss...


 ... ende der Durchsage! :)